Donnerstag, 24. März 2016

Idunas Rückkehr

Auf den Feldern liegt morgens noch immer Raureif. Kein Kräutlein auf den Wiesen weit und breit. Die Brennesselschößlinge so winzig, dass wir erst nach langer, langer Suche genug für die Brennesselsuppe zum Ostara-Brunch gesammelt hatten. Die Finger brannten und Jörd hatte uns somit einmal mehr in Erinneung gerufen, in welchen Segenszeiten wir doch leben, mit unseren prallgefüllten Läden zu jeder Jahreszeit.
Gestärkt wanderten wir durch Gebüsch und Unterholz, auf der Suche nach Iduna mit ihren goldenen Äpfeln, der personifizierten Lebenskraft. In eine Nuss verwandelt konnte sie dem Eisriesen Thjazi entrissen werden, der anschließend den Flammen zum Opfer fällt, damit endlich, endlich wieder Frühling wird. Und wirklich: Die Sonne schaut um die Ecke und lauscht unseren Geschichten und Liedern zu Ehren von Bragi, Idunas Geliebten. Im goldenen Licht schaukeln unsere Opfereier am Baum fröhlich hin und her. Zu seinen Füßen ruhen die Nüsse als Samen für unsere Projekte unter einer dicken Schicht Erde und Gullinborstistaub - als Erinnerung an unseren Schwur, vollen Einsatz zu zeigen, und als Unterstützung. Möge alles sprießen und gedeihen.

Dienstag, 2. Februar 2016

Helga Laugaz Vanadis

Ein Tor für Freyas Kraft, die wir von Folkwang
zu uns rufen, um den Winterblues zu vertreiben.



Wir sind das Tor, wir sind der Weg
Wir sind der Fluss, wir sind der Steg.

Flieg hoch hinaus mit unsren Herzen,
hohe Frau im Falkenkleid,

wein nicht länger goldne Tränen,
feg hinfort die Dunkelheit.


Dienstag, 29. Dezember 2015

Oskoreia - Die wilde Jagd von Oski

Opferstroh für die Rosse der wilden Jagd,
die den Wassern entsteigen - mögen sie weiterziehen.

Heil dir Oski
Wallvater, Allvater, Wunscherfüller
Bor und Bestlas jüngster Spross
der du wanderst, durch Jörds Wälder immergrün
auf Rentierpfaden, im Schatten der Raben
die Lebesnrute auf der Schulter ruht
bewahrt sind die Kräfte des Lebens
in der Dunkelheit ein zartes Licht
derweil die wilde Jagd durch Hof und Wälder bricht
weichen muss, was nicht beständig
was alt und morsch den Keim erstickt
und ob's ein wahrhafter Wunsch ist
offenbart dein prüfend Blick
Heil dir Oski, geleite uns durch diese raue Zeit.
Heil dir Oskoreia, nimm unsere Opfer an!
.
Auf Gullinbursti geschworene Vorhaben erhalten universale
Kraft und sind zugleich magisch verpflichtend.




Knochenbrot und Eibenfrucht

Über den Totenfluss Gjöll wollten die meisten nur gehen. Nicht weiter. Beim betreten des Haines rascheln die letzen Herbstblätter an den kahlen Bäumen gespenstig über unseren Köpfen. Vor uns schillert die wässrige Grenze, dahinter flackern die Fackeln an Ihrem Tor. Ein jeder ist mit Opfergaben für Garm gekommen. Knochenbrote. Selbstgebacken mit unseren lebendigen Händen, durch die warmes Blut strömt. Jetzt ganz kalt in der Nachtluft. Halten den Lebensfaden, der den Todesmutigen den Rückweg sichern soll. Er liegt schwer in der Hand. Zerrt und ruckt. Während jeder seinen eigenen Dämonen begegnet, auf der anderen Seite, wo die Welt Kopf steht und sie ihren Schrecken sogar fast verlieren und Eibenfrüchte uns einen gefährlichsüßen Segen spenden. Nicht bei allen hält der Faden und wir sind danach sehr dankbar für die heiße zünftige Kürbissuppe im Haus.

Saljar Heljar Saljar Helrunar.

Sonntag, 25. Oktober 2015

Im Garten der großen Mutter

In unserem neuen Domizil, im Schutz von Hecken und Sträuchern, schwer von Herbstfrüchten, haben wir tiefschürfend Frackingprozesse und Gruppenritualdynamiken durchdacht, Trauerwunden betrachtet, uns mit Mutter Erde verbunden, ihrem Lied und ihrem Leid zugewandt, ein Leuchtfeuer entzündet, für eine weisere Zukunft und zur Erholung stand stets eine wärmende, leckere Wurzelsuppe bereit. Außerdem wurden die Geschenke von Mutter Erde in Form von Pflanzenölen- und Wassern genossen und das größte Geschenk von allen, unser Körper, mit Tai Chi und Tanz gefeiert, mit unseren Füßen auf der grünen Wiese, die uns täglich durchs Leben tragen und die Erde berühren. Aber auch gen Himmel ging der Blick und in die Ferne. Die kretische Schlangengöttin wurde gerufen, es wurden Mondgeister beschworen für Orakelkunst und Traummagie. Wir haben Mond und Sonne in Märchen und baltischen Mustern entdeckt und des nachts haben wir die Beine im Gold des Feuerscheins und die Arme im Silber des Mondlichts gebadet, sind in die Dunkelheit gekrochen, haben uns entblättert, im Geistermeer, umwogt, vom Flunkenflug der Feuersteine. Sterne leuchteten im Bauch von Mutter Erde und salziger Regen tropfte auf den Boden. Ein Ur-Wald-Dickicht der Gedanken. Zerfloss. Eulen riefen. Süßer Birkentee auf den heißen Lippen. Brikenreisig auf der Haut vertrieb auch die letzten Allüren, bis wir wirklich nur noch Haut und Knochen und Blut waren, durch den der Lebensatem strömt. In der kühlen Nachtluft, zwischen vibrierenden Tönen, neben dem fauchenden Zischen des Feuers, das alles verzehrt, ist so mancher an eine Grenze gestoßen.
Mutter Erde ich hör dein Rufen,
Mutter Erde ich hör dein Lied.
Mutter Erde ich hör dich Klagen,
Mutter Erde ich hör dein Leid.

Dienstag, 8. September 2015

Erntefest im Land der Holle

Drei Tage verbrachten wir am Hohen Meißner, mit Besuch der heiligen Quelle im Hohlstein bei Hilgershausen und Übernachtung gleich neben der Kitzkammer, die Füße vom Wasser des Holleteichs umspült und nebenbei auf den Spuren der Ahnen zu alten Altären, einer wirklich schönen Freyastatue in Hessisch-Lichtenau und Thors Hammer am Wegesrand, Netze webend, Spindel ab und Spindelauf...

"Holle, Perchte, große Mutter hör uns an,
Holle Perchte, lass uns mit dir gehen..."

Samstag, 20. Juni 2015

Feuer, Feuer, Feuer und ein Tropfen Regen

An den Händen Ton. Auf den Lippen Lieder und Wein. Die Elemente tanzend umarmt. In allen das Feuer - im heißen Wüstenwind, in den lodernden Flammen, im siedenden Quellwasser und in der glühenden Lava. Nichts kann dieser Hitze widerstehen. Festgebrannt oder zu Asche zerfallen. Es gibt kein Dazwischen. Übrig bleibt nur die reine und friedvolle Glut, an der wir unser Brot gebacken und geteilt haben... und ein klein wenig sanfter, ausgleichender Regen.