Lauschet meiner Geschichte, die zu dieser Kostbarkeit sich
fügte. Als die Welt noch rau und ungeordnet war, da trafen sich die Erdenmutter
Rea und Kronos, der Vater der Zeit. Manche erzählen auch, es waren einst der
Erdenkörper Gaia und ihr Geliebter Aither, welcher ist der Himmel und die Seele
der Welt. In jedem Falle, da ist man sich einig, Urgewalten waren es, die
zeugten unseren geliebten Pan. Denn Rea gebar Kronos viele Kinder, doch dieser
verschlang sie mit Haut und Haar. So ging es Jahr um Jahr, bis Rea den Zeus
gebar. Nach Kreta floh sie und verbarg ihn im Berge Ida, wo jämmerlich er
weinte und einsam war. So fand ihn die Nymphe Amalthea, wiegte und liebte ihn
im ersten Augenblicke. Die nun erleichterte Mutter Rea gab ihr Kraft eines
Zaubers die Gestalt einer strahlend weißen Ziege, die den Zeus nährte mit
heiliger Milch, sowie aus ihren Hörnern mit Nektar und Ambrosia. Doch an manchem
Tage, da weinte auch der satte und viel geliebte Zeus und damit sein Vater ihn
nicht höre, schickte Rea kleine Geister zum Berge. Die machten Krach und
schlugen mit Löffeln auf Töpfe und Pfannen. Aber der weise Kronos argwöhnte
dennoch, ihm könne die Quelle des Krachs zu Schaden gereichen. Riesig wie er
war, beugte er sich nieder und schaute mit seinem gewaltigen Auge in die Höhle.
So erblickte er die seltsam schöne Amalthea, die war halb Nymphe halb Ziege,
und er entbrannte in wilder Lust zu ihr. So wild, das sie beim glühend heißen Liebesakt
eins ihrer Hörner verlor – welches heute jeder wohl kennt als das magische
Füllhorn. Doch wichtiger noch: Bald gebar Amalthea einen ihr gleichsam seltsam
schönen Sohn: halb Mensch, halb Bock. Den wilden und lustvollen Pan, Gott der
Hirten und der ungebändigten Natur. Nur in tiefster Nacht, sieht man ihn ruhen
und mit sehnsüchtigem Blicke, ganz verliebt schaut er zum Firmament: wo seine
mondweiß schimmernde und zarte Geliebte zieht sachte ihre Bahn. Noch im Schlummer
flüstert er ihren Namen in die Nacht: Selene. Selene. Selene. Die schönsten
Lieder dichtet er ihr und webt sich ein Vlies von der schneeweißesten Wolle all
seiner Herden. Das vollendete Vlies leuchtet ihr, verlockend aus den schattigen
Wäldern und Selenes Blick ist gebannt. Sie eilt hinab auf die Erde, verführt
vom dem Schimmern und berauschendem Flötenklang. Beim Liebespiel verteilte sich
ihr Mondstaub, flirrend und funkelnd, in den Zweigen des Dickichts, dessen Sträucher
von da an Zaubernüsse trugen. Doch zerrissen ward auch das Vlies und ein
zweites Mal ließ sich Selene nicht mehr täuschen. So jagt Pan liebestoll, die
eine wie die andere Schönheit durch den Wald. Aber nie vergisst er seine ach so
ferne Geliebte: scheint ihm doch zur Erinnerung seine Tochter panséli̱nos stets wiederkehrend als
voller Mond. So kostet nun vom zarten Schaume, der uns fließt aus
den Brüsten der Amalthea, die den schönen Pan gebar, und welcher ist gekrönet
von Selenes Zaubernuss und süß von Amaltheas Nektar. - (c)Nuit 2015
Zu Ehren des Pan und der erwachenden Kraft des Frühlings in den Wäldern schwelgten wir in einem Sabbatfestmahl mit poetischer Note - fröhlich, ausschweifend und bunt mit jungen Kräutern frisch von der Wiese und viiielen Eiern.
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